Nach wie vor sind die derzeitigen Rahmenbedingungen für Banken eher schwierig. Der Zinsüberschuss, in der Vergangenheit ein wichtiger Ertragspfeiler aller Banken, steht weiterhin unter Druck. Begründet ist dies in der langanhaltenden Niedrigzinsphase. Inwiefern die Europäische Zentralbank ihren restriktiven Kurs aufgibt, ist derzeit nicht absehbar.
Dazu kommen regulatorische Anforderungen, die insbesondere für kleinere und mittelgroße Banken herausfordernd sind. Das letztjährige BGH-Urteil zum Änderungsmechanismus der Allgemeinen Geschäftsbedingungen führt beispielsweise zu einem enormen Verwaltungsaufwand der Banken.
„Den teilweise widrigen Umständen zum Trotz haben wir ein sehr ordentliches Geschäftsjahr 2021 zu verzeichnen“, ist Vorstandssprecher Arnold Miller stolz auf das Erreichte und erläutert: „Die Bilanzsumme konnte im Vergleich zum Vorjahr um 72 Millionen Euro gesteigert werden und wir haben erfreuliche Zuwächse im Kredit- und Einlagengeschäft. Im Kreditgeschäft sind wir um rund 8 % gewachsen, im Einlagengeschäft um rund 4 %. Der Jahresüberschuss ist mit 2,6 Millionen Euro positiv zu bewerten. Wir sind unverändert eine rundum gesunde und wirtschaftlich starke Bank.“ Besonders hohe Kreditrisiken aufgrund der andauernden Coronapandemie sehen die Vorstände nicht. „Die Wirtschaft in unserer Region und unsere Kunden im Firmenkundenbereich sind insgesamt gut durch die Ausnahmesituation gekommen. Wir leben in einer wirtschaftsstarken Region, das hat sich auch in der Pandemie bestätigt“, erklärt Jürgen Nachtnebel. Unverkennbar sei aber leider auch, dass z.B. dienstleistungsstarke Wirtschaftsbereiche sehr durch die Corona-Einschränkungen leiden.
Erfreulich sei auch der allgemeine Trend sich mit Wertpapieren auseinanderzusetzen, so die Bankvorstände. „Bei einer Nullzinspolitik und gleichzeitig hoher Inflation sind Wertpapiere unerlässlich, um keine Geldvernichtung zu betreiben“, sagt Arnold Miller und ergänzt: „Wir haben in der Bank eine sehr hohe Expertise in diesem Bereich und können unsere Kundinnen und Kunden kompetent beraten. Unterstützt wird das durch ein gutes Produktportfolio der Verbundpartner, wie beispielsweise Union Investment, die auch in nachhaltigen Anlagelösungen sehr gut aufgestellt sind. Nachhaltige Finanzprodukte erfreuen sich einer hohen Nachfrage.“
Der Themenkomplex Nachhaltigkeit beschäftigt die Bank auch über die entsprechenden Finanzprodukte hinaus. „Der Megatrend Nachhaltigkeit hat mittlerweile glücklicherweise einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Als regionale Genossenschaft können wir uns mit den dahinterstehenden Zielen identifizieren und möchten unseren aktiven Beitrag leisten“, betont Jürgen Nachtnebel. Die Bank hat folglich zwei Nachhaltigkeitsbeauftragte benannt, die dazu beitragen sollen, das Unternehmen noch nachhaltiger aufzustellen.
Zwei Jahre Coronapandemie haben auch den Geschäftsbetrieb der VR Bank Ravensburg-Weingarten eG nicht unberührt gelassen. „Wir haben extrem viel in den vergangenen Jahren gelernt und konnten Erfahrungen sammeln, die ansonsten wahrscheinlich noch etwas auf sich hätten warten lassen“, resümiert Jürgen Nachtnebel. „Bankmitarbeiter, die von Zuhause aus arbeiten? Ganz ehrlich: Das hätte ich mir vor ein paar Jahren noch nicht vorstellen können“, gibt Arnold Miller zu und kommt nach zwei Jahren mit der Corona-Pandemie zu dem Ergebnis: „Es funktioniert aber. Wir haben zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die haben in den vergangenen beiden Jahren mehr von Zuhause aus gearbeitet als in ihren Büros in der Bank und das erfolgreich und produktiv.“ Die Vorstände der VR Bank Ravensburg-Weingarten eG haben sich daher dazu entschieden, auch nach der Corona-Pandemie weiter auf mobiles Arbeiten zu setzen. „Das wird auf freiwilliger Basis möglich sein. Das Konzept sieht dann einen Mix aus mobiler Arbeit und Anwesenheit im Büro vor. Das ist auch der Wunsch, den wir aus der Mitarbeiterschaft bekommen“, so Jürgen Nachtnebel.
Generell legt die Genossenschaftsbank großen Wert auf die Arbeitgeberattraktivität. „Der Kampf um die größten Talente ist auf dem Arbeitsmarkt mittlerweile deutlich zu spüren und natürlich muss man auch viel tun, um die Leistungsträger im Unternehmen zu halten. Deswegen legen wir großen Wert auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und entwickeln unseren Sozialkatalog ständig weiter. Wir möchten für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für potentielle Neuzugänge attraktiv sein“, betont Arnold Miller.
In Sachen Digitalisierung hat die Pandemie wie ein Brandbeschleuniger gewirkt. „Seit einigen Jahren beschäftigen wir uns intensiv mit der digitalen Revolution - zum Glück! Als die Situation es von uns verlangte, konnten wir schnell unsere Prozesse anpassen“, sagt Arnold Miller. Alle Beraterinnen und Berater wurden mit Videoberatungsmöglichkeiten ausgestattet, das virtuelle Beratungsgespräch wurde während der Pandemie zu einem weiteren Standard. „Viele Kundinnen und Kunden schätzen das sehr. An- und Abfahrt entfallen und der zeitliche Aufwand für eine Bankberatung sinkt. Der Qualität der Beratung tut dies keinen Abbruch“, ist Arnold Miller überzeugt. Auch interne Besprechungen wurden überwiegend digital mit Unterstützung durch entsprechende Software durchgeführt. „Wir waren jederzeit voll handlungsfähig, obwohl so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Zuhause aus gearbeitet haben“, erklärt Jürgen Nachtnebel, der auch ständiges Mitglied des Corona-Teams der Bank ist.
„Bei allen positiven Lerneffekten, die Corona schon auch mit sich gebracht hat, wollen wir aber nicht verhehlen, dass wir schon auch negative Auswirkungen erleben: Das Miteinander ist einfach zu kurz gekommen seit dem Frühjahr 2020. Wir freuen uns schon sehr auf mehr persönliche Kontakte mit unseren Kolleginnen und Kollegen sowie natürlich auch mit unseren Kundinnen und Kunden. Das Herunterfahren der sozialen Kontakte war sicherlich notwendig und wir waren in der Umsetzung auch konsequent, aber es entspricht ganz sicher nicht unserer Idealvorstellung des Miteinanders innerhalb unseres Unternehmens“, erklären beide Vorstände unisono.
Für das nun laufende Jahr 2022 stehen für die Genossenschaft weitere Weichenstellungen bevor. Im Laufe des Frühjahrs findet beispielsweise der Umzug des alten Online-Bankings auf die neue Omnikanalplattform statt. Bereits seit Ende des Jahres 2021 können Kundinnen und Kunden der Bank beide Versionen parallel nutzen, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. „Ein weiterer Schwerpunkt unserer Entwicklung liegt in der Optimierung der Prozesse unter Berücksichtigung der digitalen Möglichkeiten: Wir möchten schneller und gleichzeitig qualitativ noch besser werden, damit das Kundenerlebnis weiter optimiert wird“, so Arnold Miller. Gleichzeitig möchte die Bank für ihre Kundinnen und Kunden auch auf digitalem Wege noch erleb- und greifbarer werden. „Uns wird nicht langweilig“, erklärt Arnold Miller lachend und Jürgen Nachtnebel ergänzt: „Unsere Branche ändert sich rasant. Wir nehmen die Herausforderungen an und entwickeln unsere Bank stetig weiter.“